Wenn es etwas gibt, was ich hier in den USA nicht gut finde, dann ist es die Plörre, die hier - passend zur Qualität des Getränks oftmals sogar in Plastikbechern oder PET-Flaschen - als Bier verkauft wird. Besonders schlimm wird es dadurch, dass sich der Durchschnittsamerikaner, der einen Großteil seiner Nahrung in Hamburgern, Pommes und Pizza zu sich nimmt (was zumindest im Falle der Studenten nicht gelogen ist), beim Bier plötzlich überlegt, dass er ja mal ein paar Kalorien einsparen könnte. Das Ergebnis ist die "pathetic excuse for a beer called lite beer". Schmeckt nach nichts, hinterlässt aber ein sehr unangenehmes Gefühl im Wicküler-verwöhnten deutschen Studentenbauch.
Aber was kann man dagegen tun? Eine Option besteht darin, in den Liquor Store seines Vertrauens zu gehen und deutsches Bier zu beziehen. Zur Auswahl stehen dort Warsteiner, Becks, Paulaner und eine dubiose Sorte, die aus Deutschland kommt, aber ausschließlich in den USA verkauft wird (ich glaube die Kombination Dirndl/St. Pauli wäre in Deutschland auch nicht unbedingt erfolgsversprechend). Der Nachteil ist, dass es erstens nicht ganz billig ist und man sich dabei außerdem ziemlich uncool vorkommt.
Die zweite Möglichkeit ist deutlich cooler: Wir brauen unser Bier selbst! Und genau das habe ich im Rahmen der "Lunar Society", in die mich mein beinahe-Mitbewohner Justin (der ein oder andere mag ihn von Facebook kennen ;-)) eingeladen hat, gemacht.
Brauen macht wirklich Spaß! Zwar gibt es nicht viel zu tun, aber es hat ein bisschen was von Lagerfeuer-Atmosphäre, nur das man halt nicht um ein Feuer sondern um einen großen Gaskocher mit Kessel herumsitzt und man dementsprechend den wunderbaren Duft des guten Ales einatmet und nicht kratzigen Rauch.
Inzwischen haben wir ein IPA Red Ale (India Pale Ale, nicht International Phonetic Alphabet) und ein London Porter gebraut. Das erste ist nach vier Wochen gähren fertig und im Gegensatz zur unheiligen Dreifaltigkeit aus Bud-, Miller- und Corrs-Lite schmeckt es wunderbar würzig.
Wer jetzt aber denkt: Der Gschweng der trinkt ja den ganzen Tag nur Bier, der irrt! Ich lese auch über Bier! Für meinen British History-Kurs, ein Buch von Judith M. Bennett über die Verdrängung der Frauen aus dem Brauerei-Gewerbe nach der Zeit der Pest in Großbritannien. Ist zwar etwas langweilig geschrieben, aber inhaltlich für Freunde des guten Trunks und der Gender-Forschung durchaus zu empfehlen.