Lebenszeichen

17:36 Montag, 28. September 2009

Okay, also inzwischen habe ich gemerkt, dass ich nicht sehr diszipliniert bin, was das Blog-Schreiben angeht. Aber die themengegliederte Analyse amerikanischer Verhältnisse macht auch einfach keinen Sinn. Das Land ist einfach zu vielfältig, die "amerikanische Kultur" gibt es nicht. Während die einen in Obamas Gesundheitsreform den sicheren Weg in Sozialismus und Faschismus in einem sehen, weil ihnen das den ganzen Tag auf Fox News erzählt wird, halten die anderen dies für genauso absurd wie ich. Obwohl ich mich im Bible-Belt befinde, merke ich nichts von fundamentalistischer Engstirnigkeit und wenn mir andere von dieser in ihren Heimatdörfern berichten, habe ich den Eindruck, sie könnten genauso gut Oberbayern meinen (übrigens gibt es hier auch ziemlich viele Katholiken :-)).

Also nein, ich kann wirklich bisher nicht feststellen, dass man hier alle Vorurteile bestätigt bekäme. Leider mache ich aber auch nicht so viel außerhalb des Uni-Alltags, wie ich mir vorgenommen hatte. Obwohl ich nur vier Kurse habe, gibt es doch immer irgendein Essay zu schreiben, ein Buch zu rezensieren oder für einen Multiple Choice-Test zu lernen (übrigens Joschka, ich habe bereits einiges über afrikanische Geschichte gelernt :-)).

Aber ich lerne auch abseits der Universität. Zum Beispiel Football- und Baseball-Regeln. Zwar konnte ich letzten Samstag zwar nicht im Stadion sein, als die Missouri State Bears ihr erstes national im Fernsehen übertragenes Footspiel hatten (was dann leider 35-7 gegen die an Nr. 3 gerankte Mannschaft des Landes verloren ging), aber dafür durfte ich mich neulich über eine sehr viel ansprechendere Leistung gegen ein sehr viel schlechteres Team freuen. Natürlich mit Halbzeit-Show der Pride-Band.




Und ebenso gewannen die Springfield Cardinals, die eine Art Nachwuchs-Team der St Louis Cardinal aus der Major League Baseball sind, als wir mit den ganzen internationalen Studenten im Stadion waren. Bisschen langweilig so ein Baseball-Spiel, aber sehr entspannend und bestens zum Bier trinken geeignet, da die ganzen Unterbrechungen einem ausreichend Zeit geben, die "Restrooms" des öfteren aufzusuchen.







So aber jetzt werde ich mich erst mal selbst sportlich betätigen und Schwimmen gehen. Ist nämlich in der Uni-Halle für Studenten kostenlos.

Hallo alle zusammen,

später als versprochen ein Update meines Blogs. Zum einen hatte ich am Wochenende auch so genug zu tun (Sport! Sport gucken! Party!), zum anderen glaube ich, dass es schwer wird, wirklich qualifizierte Beobachtungen von mir zu geben, weil die amerikanischen Realitäten vielleicht doch zu komplex sind, als dass ich sie hier in einem Post abhandeln könnte ohne ein ziemlich verzerrtes Bild zu erzeugen. Von daher: bitte genießt meine Posts mit Vorsicht!

Nehmen wir zum Beispiel mal Umwelt und Umweltbewusstsein: Auf der einen Seite ist mir klar geworden, warum der CO2-Ausstoß pro Kopf in den USA doppelt so hoch ist wie in Deutschland. Riesenautos, die quer durch endlos gestreckte Städte zum Einkaufen fahren, Mitbewohner, die die Wohnung hellerleuchtet verlassen und Fernseher und Notebook einfach laufenlassen, wenn sie ins Bett gehen, überklimatisierte Räume und mit ziemlicher Sicherheit auch ein höherer Fleischverbrauch (da ich fast ausschließlich in der Mensa esse, ist es hier auch nichts mit meinem Semi-Vegetarismus) lässt den deutschen Bundesbürger fast als Musteröko erscheinen. Fast.

Auf der anderen Seite merkt man aber auch deutlich, dass die Bemühung da ist, an diesen Zuständen etwas zu ändern, jedenfalls ist die Botschaft "Go Green" eigentlich ständig irgendwo zu lesen. Zumindest in den Studentenwohnheimen wird Müll getrennt und ich habe innerhalb der ersten zwei Wochen den ersten Menschen nach Franzi im realen Leben getroffen, der aus Umweltgründen vegan lebt (Melody aus dem Study-Away-Office). In der von mir besuchten Unitarian Universalists-Gemeinde, über die ich später noch schreiben werde, wird sich intensiv mit ökologischem Leben auseinandergesetzt. Des öfteren wird man aufgefordert, kein Papier zu verschwenden und so weit ich das bisher erkennen kann, stellt es kein Problem dar, Bio-Produkte im Supermarkt zu kaufen.



Man wird sehen, ob das Umweltbewusstsein auch außerhalb der Unis wächst und wie erfolgreich es dem Klimawandel entgegenwirken kann, in den USA und in Deutschland. After all, it's Capitalism, right? Oder etwa nicht mehr?